Ein- und Ausblicke aus der BCA Business Coaching Akademie
Dezember – »Zwischen Ankommen und Aufbruch« – Stille Lieblingsrituale zum Jahresende
Ich liebe Rituale. Ich mag das Beruhigende des Immer-wiederkehrenden. Und der Dezember ist voll mit verlässlich anstehenden Aufgaben. Adventskalender füllen, Tannenkranz binden, Nikolausstiefel putzen, Weihnachtskarten schreiben – es gibt viel zu tun. Mal abgesehen davon, dass ganz dringend alles andere irgendwie auch noch unbedingt »fertig« werden soll. Projekte, Texte, Abschlüsse, Pläne für das kommende Jahr, alles muss noch vor Weihnachten unbedingt und dringend – auch das eine Art Ritual. Zu meinen Dezemberritualen gehört auch – und fast ist es mein liebster Brauch – das Sichten und Sortieren. In einem Jahr sammelt sich ja so unfassbar vieles. Manches davon erschien im Moment des Geschehens groß und bedeutungsvoll, um im nächsten Monat von etwas neuem Großen und Bedeutungsvollen überlagert zu werden. Und dann gab es all die kleinen feinen Momente, die ohne großes Aufheben zwischen die Kalenderseiten rutschten und leise in Vergessenheit geraten. Zum Abschluss des Jahres also krame ich alles noch einmal hervor, sichte und sortiere.
Schritt für Schritt auf Reisen
Zunächst einmal: Standortbestimmung. Hier bin ich. Und ich habe die Taschen voller wertvoller Erkenntnisse, einen Stapel überraschender Einsichten und eine Schachtel schillernder Momente. Allesamt zusammengetragen in einem Jahr. In mehr als 360 Tagen und noch viel mehr Stunden. Tolle Dinge sind dabei. Alles Früchte meiner Reise in elf Schritten. Angefangen im Januar mit der Orientierung, dann weiter mit der Entdeckung meiner Stärken, die Auseinandersetzung mit Vertrauen und Selbstführung als dritter und vierter Schritt. In der Wärme der Sommermonate ging es um Selbstfürsorge, Mut und Entscheidungen. Dann folgten Überlegungen zu Gewohnheitstransfer und eine kritische Betrachtung meines Wertesystems. Zehn Schritte, die in ihrer Gesamtheit eine kleine Reise ergeben, übersichtlich eingesammelt im zuletzt gemachten elften Schritt.
Anhalten, damit es weitergeht
Schritte einer Reise, die wir fortsetzen. Ein Leben lang. Schritte, die wir immer wieder gehen, in unterschiedlicher Reihenfolge und Intensität. Schritte, die mal leicht und mal schwerfallen. Schritte, die auch mal warten können. Jetzt zum Beispiel. Jetzt nämlich sind wir genau hier. Nehmen uns genau jetzt einen Moment der Ruhe. Nehmen alles noch einmal in den Blick. Atmen tief ein. Achtsame Wertschätzung für alles, was wir haben. Atmen aus. Liebevolle Nachsicht für Lücken und Fehlbarkeiten. Veränderung ist ja kein Zustand. Veränderung ist ein stetiger Prozess. Und der läuft und läuft und läuft. Das ist das Wunderbare und Beruhigende daran. Es bieten sich immer Möglichkeiten des Ausrichtens und Justierens. Gut, wenn wir dazu ein paar hilfreiche Methoden zur Hand haben, die uns das Weitergehen erleichtern. Oder wenn Einblicke in Theorien uns vielleicht neue Gedanken schenken. Auch dabei hilft das Sichten und Sortieren: Es macht Handlungsfelder sichtbar. Woran will ich arbeiten? Was will ich loslassen? Was ist gut, so wie es ist, und was will ich verändern? Wir starten mit aller Energie, aller Freude und Klarheit in die nächsten zwölf Monate. Hey, herrliches 2022, wir kommen! Doch, Moment noch. Vorher gönnen wir uns eine Pause. Drücken auf Reset. Und verschwinden in den Tagen »zwischen den Jahren«. Mein zweitliebstes Ritual, auf der Zielgeraden des alten Jahres, der Schwelle zum Neuen: das stille Abtauchen in meiner ganz eigenen kleinen Welt. Während das offizielle Leben einfach mal ohne mich weiterläuft. Eine gute Zeit!
Möchtest du die Schritte unserer »Reise zu dir selbst« noch mal nachlesen?
Für alle, die den einen oder anderen Schritt unserer Reise nicht mitgehen konnten oder die Gedankenspaziergänge einfach noch mal nachlesen möchten, haben wir unsere Texte aus dem Jahr 2021 hier nochmal zusammengetragen.
Entdecke dein Selbst und werde wirksam.
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»3 Fragen an …«
Um uns herum gibt es viele spannende Menschen! Und diese möchten wir dir gerne vorstellen. Unter dem Motto »Drei Fragen an…« sammeln wir darum jeden Monat inspirierende Gedanken, spannende Geschichten und lustige Einblicke.
Wir stellen vor – Beke Fahrenbach
Wenn nichts mehr geht, was geht dann noch?
Impulsiv wollte ich antworten: Pommes mit Mayo. Denn das geht wirklich immer 😉 Pommes sind schließlich frittierte Sonnenstrahlen. Aber um diese Frage tiefer zu beantworten, musste ich kurz nachdenken. Und natürlich gibt es hier keine andere Antwort als: atmen, atmen, atmen. Es ist so unsagbar großartig, was wir über unseren Atem steuern können. Uns selbst und damit auch direkt unser Umfeld.
Wann hast du das letzte Mal etwas zum ersten Mal gemacht?
Ein Zimmer im Hotel „beanstandet“. Wie? So: ich bin eingecheckt und habe sofort gemerkt, dass es leicht nach Rauch riecht. Normalerweise hätte ich gesagt, ach ist doch nicht so schlimm. Dieses Mal nicht, ich bin runter zur Rezeption und habe gesagt ich hätte gern ein anderes Zimmer. Daraufhin bekam ich nebst einer Entschuldigung ein Upgrade in ein Apartment. Mega, dachte ich. Bis ich drin stand und merkte, dass ist nicht das was ich grad brauchte. Zu groß, zu unpersönlich. Also nahm ich nochmal meinen Mut zusammen, ging runter fragte nach einem Zimmer in meiner gebuchten Kategorie. Die Frau war leicht irritiert. Ich lächelte sie einfach an und dachte, musst du jetzt nicht verstehen und das beste war: es war mir sogar egal. Als ich dann abends in dem großen kuschligen Bett lag, dachte ich JA GENAU hier will ich sein. Wie gut, dass ich für mich aufgestanden bin. Erste Male können so etwas kraftvolles in sich haben.
Was hättest du dir selbst vor 10 Jahren geraten?
Gute Frage, ich glaube tatsächlich so abgedroschen es klingt – IMMER noch mehr im Moment zu sein. Denn wenn ich eins grad lernen darf, dann dass das Leben immer in Bewegung ist und ich immer im Prozess stecke. Das dieser wohl niemals aufhört (langsam, aber sicher hoffe ich das sogar), denn der eigene Prozess der Selbstwerdung ist das Leben.
Über Beke Fahrenbach:
Die Welt aus einer anderen Perspektive betrachten. Oder zwei oder drei. Hauptsache mal den Blickwinkel verändern, um auf neue Gedanken zu kommen. Beke Fahrenbach, Co-Founder des Studios DE DRIFFT und Coach weiß aus Erfahrung, wie wertvoll eine andere Sicht auf die Dinge ist. Welchen nachhaltigen Mehrwert das Entdecken für jede*n Einzelne*n und Unternehmen bereithält. Wie wertvoll ungewöhnliche Wege für eine innovative Gestaltung von Räumen, Produkten, Marken, Organisationen und Prozesse sind. Erkunden, hinterfragen, frei denken, konkretisieren, machen.
November- »Zwischen Ballast und Befreiung« – Über die Kunst des richtigen Behaltens
Als Kinder sammelten wir Kastanien. Sobald sie in ihren stacheligen Schalen von den Bäumen fielen, zogen wir los. Im November schließlich kullerten die rostroten Herbstfrüchte in der ganzen Wohnung herum und fanden sich zuhauf in unseren Jackentaschen. Heute sammle ich Kastanien nicht mehr in rauen Mengen, aber sobald sie ins Gras plumpsen, suche ich mir eine noch frisch glänzende, inspiziere sie eingehend und wähle bewusst, bevor ich sie in meine Manteltasche stecke. Da bleibt sie selten lange allein. Es findet sich ja immer wieder mal eine verlockend leuchtende. Bin ich unterwegs, nehme ich ab und an die besonders runde oder die mit der daumengroßen Delle in die Hand. Das beruhigt. Oder hilft beim Nachdenken. Für beides und noch anderes habe ich entsprechende Kastanien in der Tasche. Manchmal fliegt auch eine raus, weil mir eine passendere vor die Füße kullert. Aber das ist selten. Dazu müsste ich die Gesammelten vergleichen.
Was haben wir denn da?
Wie die Kastanien im Herbst sammeln wir im Laufe der Monate kleine Dinge, die uns berühren. Die uns reizvoll oder hilfreich erscheinen. Wir sammeln Gewohnheiten oder Rituale, Erfahrungen und Wissen. Wir stehen zum Beispiel immer mal früher auf, weil wir die Stille am Morgen als etwas Wohltuendes für uns entdeckt haben – bis die Meditation um fünf Uhr in der Früh zum festen Bestandteil unseres Tagesbeginns geworden ist. Oder wir halten bewusst einen Nachmittag in unserem Kalender frei, um Liegengebliebenes in Ruhe abzuarbeiten, statt es irgendwie mal eben dazwischen zu schieben. Vielleicht gehen wir immer zur gleichen Zeit in die Küche, um uns einen Kaffee zu kochen, weil es dem Tag eine beruhigende Struktur gibt und wir sonst im Homeoffice das Pausemachen vergessen. Scheinbare Kleinigkeiten mit großem Mehrwert. Mit der Zeit sammelt sich erfahrungsgemäß aber auch einiges an, was wir einfach nur so durch die Gegend tragen. Weil es vielleicht schon immer irgendwie da war. Oder weil es zwar nervt, die Auseinandersetzung damit aber scheinbar mehr Energie erfordert als das Mitschluren. Oder weil es einen Sinn ergab, den wir im alltäglichen Tun nur aus den Augen verloren haben; vielleicht ist er auch schon wieder passé. Egal. Einsammeln war schon als Kind einfacher als Aussortieren.
Gehört das zu mir?
Nicht nur die Welt hat sich ein Stück weitergedreht, auch wir haben aus unterschiedlichen Perspektiven auf die Welt geguckt. Seit Jahresbeginn haben wir uns mit vielerlei auseinandergesetzt: Wir haben unsere Stärken begutachtet und nutzbar gemacht, unseren Sinn für Selbstfürsorge geschärft, unser Wertesystem einer Inventur unterzogen, sind mit unserem Mustertier spazieren gegangen – und wir haben ganz sicher das eine oder andere dabei gelernt. Jetzt also wollen wir in Ruhe mal schauen: Welche Gewohnheiten haben sich in den vergangenen Monaten etabliert? Was ist verloren gegangen? Was konnte ich loslassen? Und welcher Erkenntnisgewinn hat meine Haltung verändert? Gab es Einsichten, die vielleicht sogar meine Werte verschoben haben? Wo bin ich die Alte geblieben, womit überrasche ich mich seit kurzem immer mal wieder und wo erkenne ich mich selbst kaum wieder?
Das kann bleiben
Es heißt: Egal wohin wir gehen, wir nehmen uns immer mit. So ist das wohl. Sicher ist aber auch: Egal wohin wir gehen, auf dem Weg dorthin begegnen wir uns an so mancher Straßenecke selbst. Und Begegnungen bereichern bekanntlich das Leben. Weil das Zusammentreffen mit einem Gegenüber – das eigene Selbst eingeschlossen – einen Dialog ermöglicht. Und über diesen Austausch ein Nachdenken einsetzen kann. Darüber lässt sich dann ganz gut feststellen, ob sich etwas rund anfühlt oder die Delle zum Daumen passt. Und noch einen Vorteil hat dieses dialogische Innehalten: Es bietet uns die Möglichkeit, nach vorn zu schauen und zu prüfen. Passt das Gesammelte zum vor mir liegenden Weg? Bringt es mich zum gewünschten Ziel? Ja? Dann gehört es unbedingt in meine Manteltasche!
Oktober – »Zwischen Beständigkeit und Erkenntnisgewinn« – Über den Wandel von Wichtigkeiten
Jede Zeit hat ihre Werte. Die goldenen 1920er-Jahre hatten die ihren, genauso wie die Nachkriegszeit der 1950er, die Wirtschaftswunderjahre und die der Generation um die Jahrtausendwende. Jede gesellschaftliche Entwicklung setzt ihre eigenen Schwerpunkte, formuliert die sie kennzeichnenden Schlüsselbegriffe. Wo einst Sicherheit das A und O gewesen sein mag, wird Authentizität zum entscheidenden Auswahlkriterium und in manchen Branchen ist Präsenz womöglich entscheidender als Weitsicht. Gesellschaftliche Werte gehen ebenso wie Corporate Values in Unternehmen mit der Zeit, folgen oder setzen Trends, sind in einem Moment essenziell und dann wieder nur ein Mosaiksteinchen im großen Ganzen.
Sinnstiftende Richtschnur
Gesellschaftlich wie privat, Werte sind unsere Richtschnur in der Gestaltung unseres Miteinanders. Sie sind im Allgemeinen sinnstiftend, manches Mal so pauschal formuliert, dass sie kaum zu greifen sind, und meist Merkmale, die wir einem »guten Menschen« zuschreiben würden. Werte bestimmen unsere Denkmuster. Sie formen unsere Glaubenssätze und beeinflussen unser Handeln. Manche Werte sind variabel und abhängig vom System, in dem wir uns bewegen. Andere bilden ein festes Fundament unserer Weltanschauung. Verlässlichkeit, Ehrlichkeit, Loyalität – geprägt durch unser Zuhause, unsere ersten Vorbilder und Erfahrungen pflegen wir Werte und übernehmen einen roten Faden, der uns leitet. Oder alles, was wir in unserer Herkunftsfamilie erlebt haben, definiert das »so in jedem Fall nicht« und lässt uns unser ganz eigenes Wertesystem entwickeln. So oder so, bestimmte Werte bilden ein Fundament, das uns trägt.
Bewahren und bewegen
Und dann gibt es jenen Bereich, der sich mit den Lebensjahren, den Erfahrungen, Enttäuschungen und Erfolgen verändert. Vielleicht verschiebt sich durch die Gründung einer eigenen Familie der Fokus, vielleicht eröffnet uns der intensive Austausch mit einem Gegenüber neue Perspektiven, vielleicht kommt mit den Jahren die Weisheit und der Langmut. Womöglich verblasst während das Leben passiert die Wichtigkeit eines Wertes, weil ein anderer strahlender und bedeutsamer wird. Möglich. Oder besser: wahrscheinlich. Werte sind unsere Grundfeste, ja – und sie unterliegen der Veränderung. Weil wir alle eigene Talente und Sehnsüchte haben, entwickeln wir mit den Jahren unsere eigenen Wertevorstellungen. Weil sich mit jeder neuen Erkenntnis, jeder Begegnung unser Blick auf die Welt ein klein wenig verändert, verändern wir uns manchmal fast unbemerkt mit ihm. Unsere Werte finden derweil Bestätigung oder Abgleich, changieren oder passen sich an und verändern sich mit. Nun, in welcher Form ein Wertewandel stattfinden mag oder auch nicht – hin und wieder lohnt sich ein Hineinhorchen in unseren ganz eigenen Wertekanon, um zu verstehen, auf welchen Wegen wir unterwegs sind. Denn am Ende sind unsere persönlichen Werte wie eine Taschenlampe: Sie bringen Licht ins Dunkel und geben uns Orientierung.
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»3 Fragen an …«
Um uns herum gibt es viele spannende Menschen! Und diese möchten wir dir gerne vorstellen. Unter dem Motto »Drei Fragen an…« sammeln wir darum jeden Monat inspirierende Gedanken, spannende Geschichten und lustige Einblicke.
Wir stellen vor – Carolin Adler
Wenn nichts mehr geht, was geht dann noch?
Atmen. Definitiv ein- und ausatmen. Bewusst, tief, mit Konzentration auf dem Ausatmen. Vielleicht sogar eine kleine Pause zwischen den Atemzügen. So schaffe ich mir etwas Abstand zur ersten impulsiven Reaktion und kann wieder etwas klarer denken. Manchmal vergesse ich es – selbst mit meiner jahrelangen Yogapraxis, aber dann erinnern mich liebe Menschen um mich herum daran, dass Atmen immer geht. Ich finde, liebe Menschen um einen herum und eine dicke Umarmung helfen auch, wenn nichts mehr geht.
Wann hast du das letzte Mal etwas zum ersten Mal gemacht?
Oh, ich schaue öfter, dass ich mal etwas Neues mache. Und sei es, dass ich einfach mal die Hunderunde anders rum gehe oder neue Wege entdecke. Grad passiert so viel neues in meinem Leben und das fühlt sich gut an, wie vom Leben getragen. Ganz bewusst durfte ich grad heute das erste Mal meine Lieblingsmeditation als Audiodatei einsprechen. Für den BCA-Onlinekurse „Werde, wer du bist“ habe ich die traditionelle Lichtmeditation angepasst und umgewandelt in eine Stärkenmeditation passend zum Workbook.
Was hättest du dir selbst vor 10 Jahren geraten?
Vor 10 Jahren habe ich während meiner ersten Führungsrolle in der Unternehmenskommunikation gleichzeitig meine erste Yogalehrerausbildung begonnen – für mich ein transformierendes Ereignis, ebenso wie später meine Coaching- und Hypnosetherapie-Ausbildungen. Damals hätte ich nie gedacht, dass Achtsamkeit, Meditation und Sinnhaftigkeit einen so starken Einfluss auf die Unternehmenswelt haben können. Für mich waren das vor 10 Jahren getrennte Lebensfelder. Ich hätte mir geraten, mutiger zu sein und mich zu trauen, diese Welten schon viel früher aktiv zu verknüpfen. Heute kann ich das tun – und vieles wird dadurch so viel leichter, für mich, aber vor allem für andere. Und das hilft, die Welt im kleinen ein Stückchen besser zu machen.
Über Carolin Adler:
Carolin Adler bewegt seit Jahren Themen rund um Transformation, Change und Kommunikation auf hoher Führungsebene in diversen globalen Unternehmen. Dabei begleitet und steuert die spezialisierte Unternehmensberaterin und Business Coach leidenschaftlich nachhaltige Veränderungsprozesse und ermöglicht so echten Wandel. In ihrer eigenen Yogapraxis sammelt die erfahrene Mentaltrainerin und Yoga- und Meditationslehrerin Ruhe und Kraft, um mit ihrer sprühenden Energie Menschen in ihren Veränderungen und Lösungen zu begleiten.
Wenn ihr mit Carolin ins Gespräch kommen wollt, dann könnt ihr sie hier auf LinkedIn finden.
September – »Zwischen Zukunftsvision und Übertragung« – Vom Abpausen hilfreicher Musteranpassungen
Mir gelingt so manches. Eigentlich gelingt mir sogar einiges. Es gelingt, weil ich einen Weg gefunden habe. Weil ich weiß, wie es geht. Das hat natürlich viel mit Gewohnheit zu tun. Dinge, die ich schon lange tue, erledige ich mit einer gewissen Selbstverständlichkeit. Mit Gelassenheit sogar. Ich bin geübt, habe Routinen entwickelt und meine Lösungsstrategien sind ausgefeilt. Manchmal allerdings gerate ich in Situationen, da weiß ich plötzlich nicht, was ich tun soll. Weil sich zwei oder drei Parameter verschoben haben vielleicht. Oder weil ich mich schlicht überhaupt nicht auskenne, wo ich da reingeraten bin. Dann knarzt jede meiner bewährten Methoden, die Routine klemmt und ich komme kein Stück vorwärts. Ein guter Zeitpunkt um panisch zu werden? Also, bitte! Mit den Taschen voller Lebenserfahrung lässt sich doch in nahezu jeder Szene der passende Ausweg finden. Ist doch so, oder?
Copy, Paste und ein bisschen
Ja, na klar! Einfach das Alte nehmen, dreimal links rum drehen, ein bisschen ziehen hier, ein wenig drücken da und dann passt das schon? Als ob Leben so funktioniert. Tzz. Welchen Sinn bitte sehr sollte das denn ergeben? Ist nicht eben genau das kennzeichnend für Veränderungen, dass Gewohntes nicht mehr anschlussfähig ist und Routinen ihre Berechtigung verlieren? Man wechselt seinen Job und alles ist anders: das Team ist neuen, die Chefin unbekannt, die Inhalte sind völlig andere, es gelten neue Vorschriften, von denen man noch nie gehört hat – mal ganz abgesehen von den inoffiziellen Regeln –, und schon steht man da wie Piek Sieben und hat keinen blassen Schimmer, was der passende Text ist. Der bisherige ist es in jedem Fall nicht, weil, ganz genau: alles anders! Nun, manchmal ist das Leben gar nicht so kompliziert wie es vielleicht auf den ersten hektischen Blick erscheinen mag. Im Gegenteil: Möge die Situation vielleicht eine andere, bisher nie dagewesene und völlig unbekannte sein – wir sind es nicht. Wir kennen uns und unsere Verhaltensmuster. Wir wissen um unsere Stärken, haben Erfahrungen gesammelt, können auf bewährte Strategien zurückgreifen und Ressourcen aktivieren. Weil am Ende ist es ja so: Es lässt sich immer irgendetwas übertragen. Will sagen: Wenn ein Konzept beispielsweise im Freundeskreis funktioniert, dann besteht eine reelle Chance, dass Gleiches auch im beruflichen Umfeld fruchtet. Oder wenn ich mit meiner Strategie im Team gute Erfahrungen gemacht habe, führt deren Kern wahrscheinlich auch im Familiensystem zum Erfolg. Altbewährtes ist die Basis für Neues.
Das Geheimnis liegt in der Anwendung
Es gelingt nämlich auch andersherum: Wollen wir etwas ändern, kann es hilfreich sein, auf der Basis bewährter Muster ein neues Ritual zu etablieren. Geht dieses in Fleisch und Blut über, wie man so schön sagt, wird das Geplante also zur Gewohnheit, passt sich das Drumherum mit der Zeit einfach an. Auf diese Weise lässt sich zum Beispiel das Miteinander aktiv gestalten. Oder der Weg zu einem gewünschten Ziel ebnen. Manchmal sogar kann man sich selbst ein bisschen austricksen und der Transfer in so manch unwilligen Winkel wird möglich. Dann erhalten scheinbar unabänderliche Dynamiken plötzlich kein Futter mehr, rutschen aus dem Sichtfeld und lösen sich vielleicht sogar in Luft auf. Dazu es braucht wirklich nicht viel. Auf der Suche nach dem Gelingen hilft meist schon, einfach mal den Spuren bereits transferierter Gewohnheiten zu folgen. Und dann entdecken wir: Hat schon mal geklappt. Mit ein bisschen Mut, Fantasie und Zutrauen.
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»3 Fragen an …«
Um uns herum gibt es viele spannende Menschen! Und diese möchten wir dir gerne vorstellen. Unter dem Motto »Drei Fragen an…« sammeln wir darum jeden Monat inspirierende Gedanken, spannende Geschichten und lustige Einblicke.
Wir stellen vor – Fee Rojas
Wenn nichts mehr geht, was geht dann noch?
Hilfreich ist für mich, wenn ich mir in den Momenten, in denen scheinbar nichts mehr geht, klarmache, wieviel Lebenserfahrung ich jetzt schon habe. Ich schrumpfe nämlich in extremen Stresssituationen und fühle mich dann meist jünger und unsouveräner als ich bin. Wenn ich zum Beispiel neben einem verzweifelten Menschen bin – egal ob in einem beruflichen oder privaten Kontext – ist es verdammt hilfreich, mir klarzumachen, dass ich jetzt schon 55 Jahre alt bin und nicht mehr elf Jahre. Damals gab es viel Tod und Trauer um mich. Im Psychodeutsch: Um eine schwierige Situation zu copen ist es hilfreich, sich sein wahres Alter bewusst zu machen. Wenn das Großhirn auch ausgeschaltet ist und ich nicht mal mehr weiß, wie alt ich bin, dann peppe ich. (PEP nach M. Bohne)
Wann hast du das letzte Mal etwas zum ersten Mal gemacht?
In meinen letzten Ferien (August 2021) habe ich zum ersten Mal im Leben Flaschentauchen ausprobiert. Für mich war das sehr aufregend, da ich mir nicht sicher war, ob ich mich dabei richtig wohl fühlen würde und ob ich nicht in Panik geraten würde. Es hat mir großen Spaß gemacht, sowohl die Unterwasserwelt zu erleben als auch die Angst vor dem Unbekannten überwunden zu haben. Ich war stolz, mich getraut zu haben, Neues auszuprobieren. Ich versuche immer wieder in meinem Leben ganz neue Sachen zu machen, oft freiwillig manchmal auch notgedrungen. So bin ich zum Beispiel während der Coronapandemie – als alle Schwimmbäder im Winter 20/21 geschlossen waren – zur Eisschwimmerin geworden. Ich konnte und wollte nicht monatelang aufs Schwimmen ganz verzichten.
Was hättest du dir selbst vor 10 Jahren geraten?
In meinen letzten Ferien (August 2021) habe ich zum ersten Mal im Leben Flaschentauchen ausprobiert. Für mich war das sehr aufregend, da ich mir nicht sicher war, ob ich mich dabei richtig wohl fühlen würde und ob ich nicht in Panik geraten würde. Es hat mir großen Spaß gemacht, sowohl die Unterwasserwelt zu erleben als auch die Angst vor dem Unbekannten überwunden zu haben. Ich war stolz, mich getraut zu haben, Neues auszuprobieren. Ich versuche immer wieder in meinem Leben ganz neue Sachen zu machen, oft freiwillig manchmal auch notgedrungen. So bin ich zum Beispiel während der Coronapandemie – als alle Schwimmbäder im Winter 20/21 geschlossen waren – zur Eisschwimmerin geworden. Ich konnte und wollte nicht monatelang aufs Schwimmen ganz verzichten.
Über Fee Rojas:
Fee Rojas war im ersten Berufsleben beim WDR Journalistin (bis 2000) und Trainerin in der ARD-ZDF Medienakademie (bis 2007). Im zweiten Berufsleben ist sie nun Therapeutin, Coach und Expertin für „Trauma und Journalismus“ und sekundäre Traumatisierungen – und im dritten Berufsleben möchte sie gerne noch Hebamme werden! Wenn ihr mehr über Fee erfahren wollte, dann schaut hier auf ihre Website.
August – »Zwischen Autobahn und Wanderweg« – Vom konstruktiven Austausch mit dem Mustertier
Über manche Dinge muss ich ja keine fitzelkleine Minute nachdenken. Da laufen die inneren Zahnräder noch bevor ich merke, dass überhaupt etwas in Gang zu setzen ist. Das hat definitiv Vorteile. Es spart wertvolle Reaktionszeit, immer wiederkehrende Situationen werden durch bewährte Abläufe blind gemeistert und das eingespielte Tun eröffnet Raum für andere Denkprozesse. Nicht zuletzt bedeutet vertraute Wiederholung natürlich auch Sicherheit. Und die macht ein gutes Gefühl. Summa summarum: Muster in unserem Verhalten sind eine prima Sache. Kein Aber? Selbstverständlich. Alles hat seine Kehrseite. Auch das Cruisen auf dem Highway. Weil nämlich vorher schon klar ist, was hinterher rauskommt. Ist das Ergebnis erwünscht und zielführend, ist natürlich alles bestens. Wenn es aber irgendwie nur so »naja, ganz okay« oder sogar eher echt blöde ist, dann hilft es, sich mit unserem Mustertier mal über die immer gleichen Reaktionsprogramme konstruktiv und kritisch auszutauschen.
Is wie’s is, ne?
Also: Läuft, aber eben nicht so richtig rund. Und nu? Nur weil etwas, sagen wir mal »semi prima« ist, muss es ja nicht gleich aussortiert werden, oder? Und manche Dinge sind halt wie sie sind. Damit kann man ja umgehen. Was dabei hilft, ist stoische Gelassenheit und Nachsicht. Insbesondere seitens unserer Mitmenschen, die mit den hier und da vielleicht etwas kantigen Reaktionen umgehen müssen. »So bin ich eben!«, rufen wir unwillig oder auch mal mit zerknirschtem Gesicht. Die Zeit der Charakterbildung liegt hinter uns! Das »Ich« muss man jetzt nehmen, wie es kommt. Sorry! Tatsächlich? Muss das so sein? Oder geht es vielleicht auch anders? Lässt sich nicht vielleicht doch Veränderung erreichen? Was könnte helfen, die gewohnten Abläufe wenigstens mal aus dem Tritt zu bringen, das eigene Selbst zu überraschen und das Mustertier in eine andere Richtung zu locken? Denn das lohnt sich. Schließlich erfordert das Aushalten unangenehmer Ergebnisse auch unsere eigene Kraft. Sie belasten uns, oftmals sogar mehr, als dass ausgediente Verhaltensmuster tatsächlich Entlastung brächten. Das ist wie die Fahrt auf der Autobahn: Es geht vermeintlich schneller, aber man muss sich irre konzentrieren und inspirierendes beglückendes nach rechts oder links in die Landschaft Gucken geht absolut gar nicht.
Rasten statt rasen
Da wir selbst am Steuer sitzen, können wir auch selbst gestalten. Wir haben es in der Hand, unsere Verhaltensmuster zu unterbrechen, sie anzupassen, wenn sie nicht mehr zum Ziel passen. Wie das geht? Nun, wenn es holpert, der Ablauf an den Nerven zieht oder wir uns von uns selbst entfernen, dann einfach mal kurz auf die Raststätte fahren, aussteigen, tief durchatmen, Arme und Gedanken recken und strecken. In Bewegung kommen und mehr werden, wer wir jetzt sind. Der versteckte Haken am erlernten Tun ist ja oft: Was einst einen Sinn ergab, uns schützte, stärkte oder schnell und zuverlässig zum gewünschten Ziel beförderte, dass ist – Jahrzehnte und lehrreiche Bekanntschaften später – gar nicht mehr zwingend sinnvoll. Und trotzdem hegen und pflegen wir das vertraute Reaktionsmuster weiter und weiter. Selbst wenn wir um seine Nutzlosigkeit wissen, ist das kritische Überprüfen eine Herausforderung. Aber es lohnt sich. Es lohnt sich, innezuhalten. Innezuhalten und die einzelnen Rädchen und ihre Funktionen genauer zu betrachten. Das Ineinandergreifen der Zahnräder unter die Lupe zu nehmen. Die Details genau zu betrachten und jedes „Wenn-Dann“ zu prüfen. Welche Veränderungen haben in mir stattgefunden? Hat sich Grundlegendes verändert? Welche Mustervorlagen gibt es? Welche davon können weg? Welche lassen sich anpassen? Was ist noch immer wertvoll und tut mir gut? Welche Werte sind mir wichtig? Und mit welchem Verhalten erreiche ich hier und heute beglückende Ergebnisse? Das bewusste Unterbrechen der gewohnten Abläufe ist vielleicht nicht immer einfach, aber die Inventur unserer Verhaltensmuster sorgt für Freiraum. Raum für neue Erfahrungen, Zeit für bewusstes Wahrnehmen von Bedürfnissen. Inspirierendes Spazieren auf dem Wanderweg. Es lassen sich ja die dollsten Erkenntnisse gewinnen, wenn man Neues wagt. Und manchmal sind die Ergebnisse erfrischend anders.
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»3 Fragen an …«
Um uns herum gibt es viele spannende Menschen! Und diese möchten wir dir gerne vorstellen. Unter dem Motto »Drei Fragen an…« sammeln wir darum jeden Monat inspirierende Gedanken, spannende Geschichten und lustige Einblicke.
Wir stellen vor – Carina Gerth
Wenn nichts mehr geht, was geht dann noch?
Augen schließen und ruhig atmen. Mir einen kurzen Moment der Ruhe schenken. Bei mir ankommen und in mich reinfühlen. Was brauche ich gerade? Was ist mein Bedürfnis? Und dann genau das tun. Was das zum Beispiel sein kann: Lieblingsmusik aufdrehen und einfach durch die Bude tanzen. Diese Kombination aus positiven Klängen und körperlicher Bewegung wirkt bei mir Wunder. Und danach geht meist wieder so einiges 🙂
Wann hast du das letzte Mal etwas zum ersten Mal gemacht?
Mein Motto ist „outside your comfort zone is where the magic happens“. Daher versuche ich so oft wie möglich, meine Komfortzone zu verlassen und Dinge zu tun, die ich noch nie vorher getan habe. Durch den Schritt in die Selbstständigkeit ist das in diesem Jahr schon recht häufig vorgekommen. Der wohl größte Schritt war es, einfach öffentlich authentisch ich zu sein – das hatte ich vorher so tatsächlich noch nie gemacht! Das letzte Mal war letzte Woche, als ich Besucherin in einem Podcast war und über mich und meine Geschichte erzählen durfte. Ich spüre vor diesen ersten Malen meist eine (durchaus positive) Nervosität. Das Gefühl danach, es (in den allermeisten Fällen wirklich gut) gemeistert zu haben, ist einfach unschlagbar! So auch bei der Podcastaufnahme.
Was hättest du dir selbst vor 10 Jahren geraten?
Du selbst bist der wichtigste Mensch in deinem Leben! Anstatt es durchgehend allen anderen recht machen zu wollen und dich immer darum zu kümmern, dass es allen anderen gut geht, kümmere dich erst einmal um dich selbst und schaue, dass es dir gut geht! Und damit einhergehend: Sei einfach du selbst, denn so bist du ohnehin am liebenswürdigsten!
Über Carina Gerth:
Carina ist Absolventin unserer Business Coach Ausbildung und unterstützt nun als Co-Trainerin und Co-Coach der aktuell stattfindenden Ausbildung. Nach dem sie ihre Business Coach Prüfung erfolgreich abgelegt hat, ist Carina ihrem Herzen gefolgt und hat sich Anfang des Jahres nebenberuflich als Women Intuition Coach selbstständig gemacht. Mit ihrem Coaching-Programm und Hypnose-Angebot unterstützt sie nun Frauen, ihr wahres, authentisches Ich (wieder) zu entdecken und von Innen heraus zu strahlen. Ihr findet sie bei Instagram unter @carina.gerth
Juli – »Zwischen Jetzt und Gleich« – Vom Jein-sagen und anderen Endgültigkeiten
Aufstehen morgens um sechs, zur Arbeit gehen, Verabredung zum Kino am Abend, das Bad putzen, Essen kochen – unser Leben ist voller kleiner und kleinster Entscheidungen. Jeden Tag treffen wir hunderte davon, intuitiv aufgrund unserer Glaubenssätze, basierend auf inneren Einstellungen, ohne dass es große Überlegungen oder konzentrierte Aufmerksamkeit bedürfte. Neben diesen Mikroentscheidungen gibt es andere, über die wir bewusster nachdenken. Die Urlaubsplanung vielleicht, oder welche Garderobe wir für die Hochzeit unseres besten Freundes wählen. Und dann stellt uns das Leben manchmal vor Entscheidungen, die nicht mal eben und aus dem Lauf heraus getroffen werden können. Weil sie möglicherweise weitreichende Folgen haben oder die Umsetzung eine Veränderung unserer bisherigen Muster erforderlich macht. Im Gegensatz zu den vielen kleinen Alltagsbeschlüssen bringen uns solche Weggabelungen ins Stocken, sorgen für ein wirbelndes Durcheinander im Kopf – und bieten die Möglichkeit, unseren Blick offen und neugierig über das vor uns liegende schweifen zu lassen.
Im Monolog mit uns selbst
Letztgenannte Fälle erfordern einen ausführlichen Austausch. Insbesondere mit uns selbst – und da haben wir meistens schon eine gar nicht so kleine Runde an Gegenüber zusammen. Die scheinbar simple Frage »Jetzt rechts oder lieber links oder besser gerade aus?« lässt sich nämlich aus diversen Perspektiven beantworten und auf verschiedenste Weise schlüssig argumentieren. Je nachdem, welcher Teil in uns spricht. Die Mutige, die »Augen zu und los!« ruft, ist ziemlich schnell fertig mit ihren Überlegungen. Der Ängstliche stellt vielleicht erst mal eine Liste aller Gefahren und Fallstricke auf. Unser strukturierter Anteil sortiert die Für und Wider. Und die Erfahrene in unserem Inneren Team weiß, wie es ohnehin immer läuft. Na, toll. Wie also jetzt? Schnick-schnack-schnuck … Ich glaub, linksrum. Oder? Moment, vielleicht doch eher … Pffffff. Himmel, wer weiß denn schon, wie was – und dann? Genau. Es gibt immer so verflixt viele unterschiedliche Perspektiven und Optionen. Und die Konsequenzen erst! Wie bitte lässt sich da überhaupt entscheiden, was richtig ist? Eben: gar nicht. Ist es nicht so? Jein. Warum, weil Stehenbleiben keine wirkliche Lösung ist? Doch, das geht natürlich: Sich nicht zu entscheiden ist ja eine Entscheidung. Wenn sie sich auch recht passiv anfühlen mag. Prima. Und nun? Wo geht’s jetzt hier raus, aus dem Dilemma? Nun, fürs erste vielleicht mit einem achtsamen Moment der Ruhe. Das Verwandeln des Gedankenwirbels in sortiertes Betrachten. Entscheidungen führen ja ziemlich verlässlich zu Veränderungen. Wenn ich mich jetzt entscheide, ist im nächsten Moment irgendetwas anders und neu. Was also ist stimmig für mich? Wie kann ich herausfinden, was stimmig ist? Das Beruhigende an Entscheidungen ist, dass wir sie im Hier und Jetzt treffen. In Abwägung aller Aspekte, aktueller Gegebenheiten und momentaner Voraussetzungen. Wir entscheiden auf der Grundlage dieses einen Moments. Wir ziehen unsere bisherigen Erfahrungen zu Rate, prüfen unsere zur Verfügung stehenden Ressourcen, nehmen unsere Ängste und Schwächen ebenso ernst wie unsere Stärken in den Blick. Wo will ich hin? Was soll anders sein, wenn ich die Entscheidung getroffen habe? Im aufmerksamen Dialog mit uns selbst können wir alle wichtigen Argumente einsammeln, gegeneinander abwägen und Entscheidungen treffen.
Immer wieder neue Gültigkeiten
Was brauche ich jetzt? Was kann ich an dieser Stelle leisten? Was ist mir zu viel und was zu wenig? Möglicherweise ist nicht die Frage nach richtig oder falsch die entscheidende, sondern nach dem Passenden in diesem einen Moment. Eine gute Selbstbeziehung, das Auskennen in den eigenen Glaubenssätzen und das Bewusstsein der tragenden Werte ist hilfreich. Und: Jede:r von uns geht eigene Wege, um zur Entscheidungsfähigkeit zu gelangen. Die einen machen es mit sich selbst aus, andere suchen sich eine:n Ratgeber:in, die dritten wählen einen Resonanzraum, der viele und vieles umfasst. Wie immer wir entscheiden, wir tun es nach bestem Wissen und Gewissen in diesem einen Moment. Hinterher weiß es, na klar, immer irgendwer besser – meistens wir selbst. Aber darum geht es nicht. Es geht darum, in Bewegung zu bleiben, Veränderungen nicht nur zuzulassen, sondern einzuladen. Und für alle und jedes gilt: Einmal Entschiedenes ist selten endgültig. Weil es einen nächsten Moment geben wird, in dem wir neu darüber nachdenken können. Und dann wieder eine passende Entscheidung treffen.
Spannende Begegnungen im Netzwerk
»3 Fragen an …«
Um uns herum gibt es viele spannende Menschen! Und diese möchten wir dir gerne vorstellen. Unter dem Motto »Drei Fragen an…« sammeln wir darum jeden Monat inspirierende Gedanken, spannende Geschichten und lustige Einblicke.
Wir stellen vor – Thomas Lintz
Wenn nichts mehr geht, was geht dann noch?
Spontan hätte ich Kochen, Radfahren und Spazieren gesagt. Stimmt aber nicht auf den zweiten Blick, weil das geht auch nicht immer. Was dann aber wirklich bleibt, ist meine Lieblingsform des Eskapismus: Wissen aneignen. Das kann auf ganz viele Arten passieren: Wikipedia, Google Maps, Podcasts, Bücher, Nachrichten, usw. Dabei geht’s manchmal um berufliche Themen, oft aber um irgendwas ganz anderes. Nur wenige kennen den Goiânia-Unfall oder wissen, was C4- von C3-Pflanzen unterscheidet.
Wann hast du das letzte Mal etwas zum ersten Mal gemacht?
In diesem Frühjahr haben wir zu Hause erstmals Pflanzen direkt aus Samen gezogen. Ich habe viel über Erde, Sonne, Wasser, Licht und Botanik gelernt und inzwischen kann ich mir die ersten kleinen Erdbeeren direkt vom Balkon holen. Jetzt verstehe ich, was Worte wie „ausgeizen“, „pikieren“ und „vergeilen“ bedeuten und freue mich schon auf die Tomaten-, Physalis- und Tomatillo-Ernte.
Was hättest du dir selbst vor 10 Jahren geraten?
Damals war ich beruflich viel mit dem Flugzeug unterwegs. Mein Tipp an mein damaliges Ich: Nimm lieber mal ganz entspannt den Sonntag-Abend-Flieger, du verpasst maximal den „Tatort“, schläfst viel besser und sparst dir den Stress am Montagmorgen.
Über Thomas Lintz:
Thomas ist Geschäftsführer bei der Fußballplattform Transfermarkt und beschäftigt sich dort leidenschaftlich gerne mit Zahlen, Statistiken, KPIs und Optimierungspotenzialen. Das sind allerdings nicht die einzigen Themen, für die er sich begeistern kann: Thomas ist ein richtiger Wissens-Allrounder und recherchiert viel und gerne zu den verrücktesten Themen. Aktuell ist er bei uns in der Business Coach Ausbildung dabei, um sich persönlich und beruflich weiter zu entwickeln und wir freuen uns auf die gemeinsame Reise.
Juni – »Zwischen Komfortgekrusche und Abenteuerlust« – Vom Wagemut am Tellerrand
Ach, am schönsten ist es doch, wo ich mich zu Hause fühle. Mitten drin in der vertrauten Komfortzone. Hier bin ich per Du mit jedem Baum, habe schon jeden Stein umgedreht, die Rituale des Alltäglichen und die Verlässlichkeit des immer Wiederkehrenden lassen mir Raum für entspanntes Sein und wohlig versunkenes Tun. Und das Beste: Ich kenne mich und meine Muster ganz genau. Keine Überraschungen, alles im Lot. So schön. Nur ab und an brummt es irgendwo an den Rändern des moosweichen Terrains irgendwie unwillig. Es fühlt sich ein klein wenig an wie Stillstand. Und dann kitzelt mich die Frage: Was liegt wohl jenseits meiner grünen Wiese?.
Ein Sinn findet sich immer
Och, muss ich das jetzt wirklich wissen? Muss ich wirklich raus hier, um meinen Horizont zu erweitern? Echt jetzt? Geht das nicht auch von zu Hause aus? Anders ist doch nicht immer zwingend sinnvoller. Oder? Na gut, dann schaue ich eben mal genauer hin. Was passiert hier gerade? Ich stelle fest: Das Vorwärtsstreben geht nicht mehr so leicht von der Hand – oder vom Fuß, wenn man so will. Und was hält mich zurück? Weiß nicht. Kann ich jetzt bitte liegenbleiben? Es lässt sich doch auch darin ein Sinn entdecken. Ist ja gut. Nochmal hinsehen. Die Dynamik ist futsch, die Zuversicht hat versucht sich unsichtbar zu machen und die Ärmel rutschen über die unmotiviert hängenden Unterarme. Klebt mir vielleicht wie Kaugummi die Bequemlichkeit unterm Hintern? Oder ist mir gar der Mut abhandengekommen? Nun, das ist zwar beides nicht so angenehm, aber bei weitem auch nicht das Schlimmste.
Grenzen brauchen Aufmerksamkeit
Bewegung und Mut und Grenzübertretung geht da gar nichts. Linsen wir also mal vorsichtig über den Tellerrand unseres Verhaltens hinaus, entdecken wir: Anderen geht es hin und wieder genauso. Woraus sich der Schluss ziehen lässt, dass es okay ist, wenn der Mut sich mal verkriecht, und also kein Grund besteht, den Kopf in den Sand zu stecken. Feststellen lässt sich nämlich auch: Die Abwesenheit von Mut ist nicht zwingend Unmut, sondern – ja, geben wir es offen zu, vielleicht ein klein wenig Bequemlichkeit. Oder Ängstlichkeit, aber die schützt immerhin ziemlich sicher vor Übermut – und der wiederum tut ja selten gut. Ja, schon, okay. Aber weiter jetzt! Nicht nur Komfortzonengekrusche macht also bewegungslos, sondern auch Mutlosigkeit quält und ist ein arger Bremsklotz. Und während Umwege zwar auch Zeit kosten, aber wenigstens zu neuen Einsichten führen, macht das bloße Ausgebremstwerden einfach nur langsam und führt im Extremfall zum Stillstand. Das wiederum ist wirklich blöde. Mit einem wohlwollenden Blick auf unsere Grenzen – und vor allem auch die der anderen –, lässt sich allerdings ziemlich sicher herausfinden, worauf es zu achten gilt. Bis wohin reicht meine Kraft? Wie weit tragen meine gesammelten Erfahrungen? Wo beginnt unbekanntes Terrain und welche Abenteuer belohnen mich mit wertvollen Errungenschaften, wenn ich sie wage?
Zutrauen in die Abenteuerlust
Mit ein bisschen Zuspruch, der Konzentration auf unsere Stärken, dem Vertrauen in verlässliche Energiequellen und unserem inneren Kompass lässt sich das Zutrauen locken und der Mut zurückgewinnen, den es braucht, um neue Wege zu gehen. Jeder Prozess braucht schließlich das mutige Weitergehen, das Sich-bewegen über die Grenzen der kuschligen Vertrautheit hinaus. Denn nur mit der Erweiterung unserer Komfortzone, lässt sich unsere Neigung des Zurückfallens in gewohnte Verhaltensweisen verhindern. Und ganz bestimmt lässt sich der ein oder die andere um uns herum anstecken und stürzt sich mit ins Abenteuer. Gemeinsam spazieren wir dann aus unserer wohlbekannten Kruschecke, fröhlich summend und abenteuerlustig. Dann mal in die Hände gespuckt und mit frischem Mut ans Werk! Wagen und winnen, wie wir im Norden zu sagen pflegen.
Spannende Begegnungen im Netzwerk
»3 Fragen an …«
Um uns herum gibt es viele spannende Menschen! Und diese möchten wir dir gerne vorstellen. Unter dem Motto »Drei Fragen an…« sammeln wir darum jeden Monat inspirierende Gedanken, spannende Geschichten und lustige Einblicke.
Wir stellen vor – Julia Hanel
Wenn nichts mehr geht, was geht dann noch?
Wenn nichts mehr geht, es z.B. stressig ist oder ein (vielleicht auch innerlicher) Konflikt da ist, dann frage ich mich welche (unerfüllten) Bedürfnisse stecken wohl bei mir bzw. auch den anderen dahinter. Meistens entwickelt sich daraus ein Verständnis / eine Akzeptanz und mit diesem Wissen lässt es sich leichter in den Lösungsmodus gelangen. Darüber hinaus einfach mal die Musik laut drehen, egal welche Musik-Richtung, Hauptsache es bringt gute Laune und optimalerweise mich dabei betätigen: Ob Sport oder Putzen oder so. Mich lenkt das von negativen Gefühlen ab und ich kann Frust abbauen oder in positive Energie umwandeln.
Wann hast du das letzte Mal etwas zum ersten Mal gemacht?
Ein Haus gebaut, mit Fertigstellung im Mai. Mein Lichtblick während des letzten Jahres in der Pandemiezeit. Und was meine innere Haltung anbelangt: Anstatt meine Kinder auf die Schaukel zu setzen habe ich mich selbst mit meiner Tochter auf die Reifenschaukel gesetzt und mein Mann hat uns angestoßen – bis in die Wolken würde meine Tochter sagen. Es war nicht meine Tochter, die am lautesten über den Spielplatz geschrien hat vor Lebensfreude. Ich saß natürlich nicht das erste Mal auf einer Schaukel, aber ich habe das erste mal losgelassen. Also die Angst vor Kontrollverlust. Und es so richtig genossen. Jetzt bin ich wohl startklar für die Achterbahn!
Was hättest du dir selbst vor 10 Jahren geraten?
Mehr zu tun, wonach mir ist, ohne Gedanken an die Schattenseiten jedes Handelns und darauf zu vertrauen, dass das gut so ist.
Über Julia Hanel:
Ihr kennt die liebe Julia schon aus ihrer Mai Kolumne Alltagsheldin – Headspace, Hygge & Humor. Julia ist aktuell Teilnehmerin unserer Business Coach Ausbildung und kann dort durch ihre langjährige Erfahrung als Führungskraft im HR-Bereich immer wertvolle Impulse teilen. Sie ist Mama von zwei Mädchen und lebt mit ihrer Familie an der schönen Ostseeküste. „Dinge verarbeiten und reflektieren – das geht am Besten durch das Schreiben“ sagt Julia und lässt uns an ihren humorvollen, inspirierenden und oftmals nachempfindbaren Geschichten des Alltags teilhaben.
Mai – »Zwischen Aufgabe und Zuwendung« – Vom achtsamen Umgang mit uns selbst
Schön, wenn man endlich so richtig in Schwung gekommen ist. Das Ziel ist klar definiert, die Route steht fest, das nötige Gepäck ist im Rucksack verstaut. Es läuft. Und es läuft sich gut. Das ist wunderbar und genau der richtige Moment, sich den angenehmen Dingen des Weges zuzuwenden: dem zarten Knospengrün, den zwitschernden Blaumeisen – und der Fürsorge. Denn sollte es auf der Strecke mal ein wenig holprig und staubig werden, sich die Leichtigkeit noch am letzten Rastplatz vergnügen und die Lust an der Veränderung pfeifend Löcher in die Luft gucken, dann sind wir unbeirrbar, wenn unsere Kraftreservoirs gut gefüllt sind.
Ach, lass gut sein und setz dich
Während wir vertrauensvoll und unserem inneren Kompass folgend durch Wald und Flur stiefeln, bleibt das stille Verdunsten unserer Kräfte manchmal fast unbemerkt. Je raumgreifender unsere Schritte, je schwungvoller und erfüllender die Reise, desto leichter gerät der achtsame Umgang mit uns selbst aus dem Blick. Wo noch haben wir die uns beflügelnde Zuversicht zuletzt in voller Größe gesehen? Wie steht es um den Energiehaushalt? Wie laufen die Muster? Alles rund? Oder streuen wir uns, hinter unserem eigenen Rücken quasi, grad Sand ins Getriebe? Das passiert ja mal, ganz unbewusst. Statt achtsam mit uns umzugehen, schieben wir altbewährte, verlässlich funktionierende Ablenkungsmanöver nach vorn und stellen seufzend fest, dass alles gaaaanz schööön müüüüühsam ist. Genau – Ohren auf! Dieser Lockruf der Komfortzone ist wertvoll. Denn glücklicherweise prüft unser inneres Kontrollsystem in regelmäßigen Abständen die Füllstände unserer Antriebsreserven. Also: Immer achtsam bleiben.
Durststrecken erfordern Wasser auf unseren Mühlen
Sind Leichtigkeit und Lust hinter den letzten Wegbiegungen nur noch schemenhaft zu erahnen, ist aber nicht etwa Zeit für Kapitulation, sondern für das Umsorgen unseres Selbst. Nicht auf den Hosenboden plumpsen, sondern Innehalten. Was brauche ich gerade jetzt in dieser Situation? Was tut mir gut? Und was kostet mich an dieser Stelle unnütz wertvolle Kraft? Jeder Weg birgt die sprichwörtliche Durststrecke. Jene Passage des Abenteuers, auf der wir Zuspruch brauchen, unterstützende Worte oder Nähe. Woher nehmen? Gut eingebunden in unsere sozialen Netzwerke finden wir um uns herum Menschen mit einem offenen Ohr, hilfreichen Ideen und mitreißenden Energiequellen. Was aber, wenn das soziale Miteinander gerade nicht geht? Wenn uns aktuelle Gegebenheiten ins gesellschaftliche und kulturelle Abseits stellen?
In der Zuwendung liegt die Kraft
Dann ist die goldrichtige Zeit, unsere Stärken in den Blick zu nehmen, sie ganz allein für uns einzusetzen, uns liebevoll und geduldig um uns selbst zu kümmern. Eine Tasse Kaffee in der Sonne, Joggen am Fluss, ein ausgiebiges Telefonat mit jener, die wir schon so lange anrufen wollten, gleich vier Folgen unserer Lieblingsserie hintereinander weg oder ein Spaziergang durch Vogelgezwitscher und Frühlingsgrün ganz mit uns alleine. Was immer uns Ruhe, Kraft und Zuversicht gibt – jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür. Selbst, wenn unser Terminplaner kreischend schreit und wütend mit dem nächsten wichtigen Termin wedelt: Egal. Nur ein fürsorglicher Umgang mit uns selbst füllt die Energiereserven zuverlässig wieder auf. Und dann kommt auch die Leichtigkeit wieder fröhlich dahergehweht und die Lust rappelt sich erwartungsfroh aus dem Unterholz. Gut umsorgt, frisch gestärkt, die Nase im Sonnenschein – weiter geht’s!
Alltagsheldin – Mit Headspace, Hygge und Humor
Alltagsheldin – das ist Julia Hanels Wochen-Rückblick, mit Headspace, Hygge und Humor. Mit ihren witzigen, alltagsnahen und impulsgebenden Anekdoten nimmt sie uns diesen Monat mit in ihre Welt – voller Headspae, Hygge & Humor.
KLEINE HAUSFLUR DRAMEN
ETWAS MEHR HEADSPACE BITTE
Momente, in denen ich mein Fühlen fühlte und den Kopf frei bekam
Guten Morgen Tag! Du bist da, die Sonne wird heute scheinen und du wirst wieder einige Überraschungen parat haben! Aber bitte ohne mich. Jetzt noch nicht. Ich will liegen bleiben, weiter schlafen und die Vögel nicht hören! Aber der Wecker wird gleich klingeln und meine kleine Tochter, Fräulein Hilfsbereit, neben mir wird gleich erwachen. Also Julia, auch du! Los geht’s, sagte der innere Antreiber und mein lieber Perfektionist antwortete: Ok, aber das Ergebnis des Schlafes ist nicht gut genug. Zu spät ins Bett, zu lange Diskussionen am Vorabend über günstige oder teure Kinderbetten mit oder ohne Rutschen und die Auswirkung der Zeitumstellung wirken doch sehr beeinträchtigend. Fazit: zu wenig Schlaf, bedeutet kein optimales Ergebnis, bedeutet der Morgenmuffel ist gleich da. Also: Shit in, shit out! Für mich eine ganz logische Schlussfolgerng. Und bisher auch immer die Rechtfertigung dafür, meine morgendliche schlechte Laune ab und an auch an meinen Mitmenschen zu Hause auszulassen. Aber nicht heute: Heute lass ich mich nicht vom Morgenmuffel vorführen.
Also sage ich mir: Augen auf und sehen was da wie heute los ist und einfach durch. Denn es war meine Entscheidung lange aufzubleiben. Nicht die meiner Kinder. Und mein Mini-Jetlag der Zeitumstellung werde ich schon verkraften. Dann half mir meine kleine Tochter beim Aufstehen und Anziehen. Das klingt als wäre ich eine alte Frau. Natürlich bin ich das mit meinen noch 36 Jahren nicht, aber die Kleine hilft eben anderen gerne beim Anziehen. Früher hätte ich mich erst lange selbst bemitleidet für meine Müdigkeit, da ich als Mama in der Elternzeit eben die meisten Nachtschichten für noch nicht durchschlafende Kinder übernommen hatte. Meist führte diese Haltung auch zu schlechter Laune bei meinen Lieben und es endete öfters mal im Stress an der Tür, weil beim Anziehen der Kinder und packen der Rucksäcke etwas nicht so klappte, wie ich wollte. Heute Morgen setzte ich jedoch der Weinerlichkeit meiner großen Tochter einen gemeinsamen schwungvollen Biene Maja Tanz entgegen, und die Stimmung war gut. Bis zu dem Punkt, an dem wir alle wieder im Flur landeten um zur Kita aufzubrechen. Jedes Kind hatte ein anderes Bedürfnis was Zöpfe oder Jacken betraf, ich versuchte noch alle nötigen Utensilien einzupacken und mein Mann huschte auch irgendwie mitten drin um uns herum, um einzuspringen wo nötig, was irgendwie etwas kontraproduktiv war. Aber der Wille war da! Also half ich allen in die Spur, mein Mann startete mit den Kindern zur Kita, ich stellte die Musik von Kinderliedern auf lauten Punkrock um und ließ Dampf beim Aufräumen ab. Und so bekam ich diesmal den Kopf frei. Da wurde mir bewusst, dass wir im Lockdown und der letzten Krank-Zeit meiner großen Tochter unsere morgendlichen Abläufe scheinbar etwas verlernt haben. Anstatt gut vorbereitet, hechteten wir Erwachsenen den Kinderwünschen hinterher und ärgerten uns dann, wenn die Kleinen nicht so wollten wie wir. Gut, dass ich ja weiß, wie es besser und klarer gehen kann. Auf mein Reflektions- und Prozess-Steuerungsvermögen kann ich mich immer gut verlassen. Aber eine Garantie gegen morgendliche Dramen im Hausflur ist das natürlich nicht. Und genau das sage ich mir immer wieder: Ich bin nicht für alles verantwortlich, nur für mich und meine Haltung. Und das ist doch schon einmal ein guter Anfang.
MIT ACHTSAMKEIT ZU MEHR GELASSENHEIT
So bin ich wieder in meine Kraft gekommen um im Hier und Jetzt zu sein
Und wenn ich schon über gute Haltung schreibe: Ich habe seit mehr als 6 Monaten endlich einmal wieder einen Sportkurs besucht. Online natürlich. Schwerpunkt: Körpermitte stärken. Wie wunderbar es sich direkt danach anfühlte, gestärkt und in guter aufrechter Haltung das Training zu beenden. Besonders bedanken muss ich mich an der Stelle bei meiner lieben Kanga-Trainerin, die eigentlich Mütter mit Babys in der Trage trainiert. Nun ist meine kleine Tochter schon längst kein Baby mehr, und dennoch darf ich noch teilnehmen, denn egal ob mit oder ohne Baby: den Beckenboden, Bauch und die Rückenmuskulatur zu trainieren, ist absolut sinnvoll. Also alle Körperöffnungen von hinten nach vorne schließen, Bauchnabel einziehen und ab geht die Choreo. Was mich jedoch am meisten „bewegt“ hat, neben der Musik aus den Lautsprechern, ist die Tatsache, dass alle Mütter ziemlich belastet klangen, als sie zu Beginn davon sprachen, dass die großen Kinder sehr lange nicht in die Kita gehen konnten und die Herausforderungen des winterlichen Lockdowns allen viel abverlangt hat. Zur Einstimmung gab es danach eine kleine Konzentrationsübung mit wunderbar einfühlsamen und motivierenden Worten der Trainerin. Sinngemäß sagte sie, dass wir uns so oft im Außen bewegen und in einer Zeit leben, in der wir wenig Einfluss auf die Geschehnisse haben und wir nur die Chance haben uns im Inneren zu stärken mit der Aussicht, dass wir dann diese Kraft an unsere Kinder und unsere Außenwelt weitergeben können. Und so fühlte es sich genau richtig an, dass ich mir diese Stunde für mich am Vormittag genommen habe, wissentlich, dass es eigentlich auf Grund des anstehenden Umzuges genügend andere Dinge zu tun gäbe. Aber auch wissentlich, dass es nicht nur meiner physischen Körpermitte gut tut, sondern auch der mentalen. Ich fühlte mich gestärkt und voller Vertrauen, dass alles gut wird. Neben der Motivation wieder mehr Sport zu treiben, stelle ich noch eine ganz andere Veränderung an mir fest. Ich erkenne mich und meine Stärken. Ich fühle sie und ertappe mich dabei, stolz darauf zu sein. Das mag möglicherweise für viele Menschen banal klingen. Für mich ist es das nicht. War doch das Glas immer halb leer, statt halb voll. Mein Fokus lag meistens (unbewusst) auf dem, was ich nicht gut mache. Das in Verbindung mit extrem hohen Erwartungen an mich selbst führte nur dazu, dass ich mich innerhalb meiner Rollen „nicht genug“ fühlte, was für meine innere Zufriedenheit eher schädlich war. Umso mehr brauchte ich die positive Resonanz von außen, indem ich gelobt werde und dachte dann: meine Chefin, mein Mann, meine Freunde usw. werden schon recht haben wenn sie sagen, dass ich etwas gut gemacht habe. Aber ich fühlte es nicht. Und ich bin sehr dankbar dafür, dass ich nun sehen und erleben kann, wie sich Selbstvertrauen anfühlen kann. Wie genau das passiert ist, kann ich gar nicht sagen. Sicherlich haben alle LerngruppenCoachings, die Feedbacks und Einzelcoachings dazu beigetragen. Und mein Unterbewusstsein arbeitet da sicherlich noch viel weiter. Ich denke ich habe ausreichend Zeit damit verbracht, darauf zu schauen, was in meinem Leben bisher „schwer“ war. Und nun bin ich offen genug dafür, neue Verhaltensmuster auszuprobieren. Ein wichtiger unterstützender Glaubenssatz lautet: „Irgendwie schaffe ich das schon.“ Auch wenn ich beim Wandern auf Veränderungswegen dazu neige mit dem Hintern voran zu gehen und immer wehmütig auf das Alte zurück zu schauen, weiß ich, dass ich alles, was zu bewältigen ist, schon irgendwie schaffen werde. Dafür hat meine Mutter gesorgt. Dafür, dass ich in der Lage bin selbstständig alles zu meistern, was ich mir vornehme. Und nun ist es an der Zeit, das „Irgendwie“ in meinem Glaubenssatz durch ein konkretes „Wie“ zu ersetzen. Also entscheide ich mich dafür zu SEHEN, was ich gut mache oder auch was so Schönes passiert. Ich erlaube mir zu FÜHLEN. Und ich gehe die ersten Schritte des Weges, auch wenn ich das Ende noch nicht klar sehen kann, Einfach MACHEN. Wie im Online Kanga-Training: Mich und die Trainerin am Bildschirm sehen, Beckenboden fühlen und die Stunde einfach machen. Führt definitiv zu einer guten Haltung. Im Innen und im Aussen.
EIN BISSCHEN HUMOR – ODER DIESMAL ESSEN – GEHT IMMER
Eine kleine Abschlussanekdote
Wenn ich es nicht ständig und mehrmals am Tag tun muss, koche ich sehr gern. Am liebsten ohne Rezept. Dieses nutze ich nur, um mal etwas Neues zu probieren, aber Spaß macht es am meisten ohne Anleitungen lesen zu müssen. Am Sonntag kochte ich Spitzkohl mit Hackfleisch. Ich habe meinen Mann schon lange nicht mehr so viele Portionen an einem Tag essen sehen. Anerkennend sagte er mir, wie gut das Essen heute schmeckt und er fragte, woher ich das Rezept habe. Ich musste etwas überlegen, und mir fiel ein, dass meine Nachbarin mich generell auf die Spitzkohl-Idee brachte. Aber die Variante mit Fleisch und die Zubereitung mit Schmand usw. war definitiv meine Idee, was mein Mann nicht ganz glauben wollte. Er backt lieber als zu kochen und das genau nach Rezept. Als ich einmal eine Möhre zum Kochen entwendet habe und er für seinen Karottenkuchen nicht genau 750g Möhren zur Verfügung hatte, backte er nicht. Fest davon überzeugt, dass es dann nichts wird. Dann weiß ich immer nicht, ob ich das lustig oder ärgerlich finden soll. Schließlich gibt es dann auch keinen Kuchen. Wie auch immer, im Falle der Spitzkohl-Hackfleisch-Pfanne war ich stolz auf meine Kreation, auch wenn meine große Tochter meine Genugtuung durch ein häufigeres Igittigitt unterbrach, und ich sagte spontan zu meinem Mann, das sei intuitives Kochen. Leicht amüsiert und wenig überzeugt schaufelte er weiter das Essen genüsslich in sich hinein. Und ich dachte nur: genau das ist mein Ding. Intuitives Kochen. Und das könnte ich gut auf andere Abläufe übertragen. Sehen, was da ist (Zutaten). Fühlen, was passiert (Mengen und Mischungen schmecken), und machen (rein in den Topf). Einfach Sehen, Fühlen, Machen! Wie beim Feedback geben mit Ich-Botschaften, beim Sport, anstehenden Veränderungen, oder morgendlichen Dramen im Hausflur.
April – »Zwischen Egozentrismus und Selbstaufgabe« – Vom richtigen Maß der Unabhängigkeit
Führen heißt: Eine*r sagt, wo’s langgeht. Womit die Frage nach der Selbstführung schnell beantwortet wäre. Wo ich bin, ist vorne, also alle mir nach. Ist doch ohnehin so: Wenn man‘s nicht selbst macht, macht‘s wieder keiner. Nun, die meisten von uns werden die Erfahrung gemacht haben, dass es so einfach dann doch irgendwie nicht funktioniert. Angefangen damit, dass andere mit der gleichen Idee, aber anderen Zielen durchs Leben gehen, sich als unwillige Mitgeher entpuppen, oder – und das ist leider auch nicht selten der Fall – dass man selbst nicht weiß, wo genau es hingehen soll. Was ich allerdings immer ziemlich genau weiß, ist, was ich nicht will. Und das kann ich eigentlich auch ganz gut umsetzen.
Vorneweg mit Rückbezügen
Schwieriger als das „Dagegensein“ ist das Erkennen der Dinge, die ich will, die Identifizierung und Benennung meiner Bedürfnisse und dessen, wofür ich gehen will. Wünsche, Ziele, Bedürfnisse? Wer oder was leitet mich denn nun? Ich mich selbst – oder schubst mich die Welt mit ihren Anforderungen vor sich her? Worauf kann ich mich verlassen, wenn ich mein Selbst durchs Leben lotse? Auf meine Erfahrungen, mein Gewissen oder meine Mitmenschen? Auf das berufliche oder private System? Die Umstände? Oder auf das Wetter? Ja. Auf all das. Selbstführung erfordert die permanente Ausrichtung an einer Vielzahl von flexiblen Variablen. Ja, keiner hat gesagt, dass es einfach ist.
Aber hey, es ist alles andere als hoffnungslos! Weil wir damit nämlich nicht alleine sind. Selbstverständlich erfordert Selbstführung ein gutes Gespür für das Eigene. Und es ist gut zu wissen, wo wir hinwollen – nicht nur langfristig, sondern auch mittelfristig, übermorgen und jetzt in diesem Augenblick. Aber es geht nicht darum, den Blick fest auf unser Ego zu heften, den Kopf wie ein Stier zu senken und blind drauflos zu rennen. Selbstbestimmung bedeutet nicht, alleine und von allen unabhängig durch unser Leben zu walzen. Vielmehr gibt uns das Mitdenken derer, die uns lieb und teuer sind, die Freiheit, verbunden zu sein. Klar ist es bequemer, niemandem Rechenschaft zu schulden, die eigenen Regeln zu schreiben und keinerlei Kompromisse eingehen zu müssen. Aber was bitte schön ist Unabhängigkeit ohne Rückbezüge?
Mehrwert sensibler Antennen
Alles ist ein Geben und Nehmen. Wer sich selbst gelassen durch die Ozeane des Lebens steuern will, sollte eine gute Crew an Board haben. Denn nicht immer dümpeln wir im ruhigen Fahrwasser, die Küste in Sichtweite und die Sonne am klaren Himmel. Wir tun gut daran, für das Wohl unserer Mitmenschen zu sorgen, den Seismographen sensibel einzustellen für die Bedürfnisse unseres Gegenübers. Denn sie helfen auch uns, den Kurs zu halten. Das erfordert manchmal, das eigene Wollen hintenan zu stellen, in den sauren Apfel zu beißen, Ziele auf später zu verschieben und die eigenen Wünsche unerfüllt zu lassen. Ab und an ist es wichtiger, andere zu unterstützen als sich selbst zu umsorgen.
Versinken im empathischen Eigensinn
Das Eigene oder die anderen? Ich oder wir? Was brauche ich für mein Fortkommen? Die Kunst ist, die Balance zu finden. Sich selbst treu zu bleiben und trotzdem rücksichtsvoll und zugewandt im Miteinander zu agieren. Das Versinken in den Belangen des Gegenübers ist so wenig der goldene Weg zum Glück wie die Zentrierung auf das eigene Heil. Vielleicht ist es ein bisschen wie mit der Erziehung: Grenzenloses Laissez-faire wie auch stures Beharren auf Regeln macht letztendlich orientierungslos. Andersherum passieren, sobald unsere Aufmerksamkeit nachlässt, im Geheimen kleine feine Dinge, die wir so gar nicht auf der Agenda hatten. Die Erfahrung aber zeigt: Manchmal gewinnen wir interessante Erkenntnisse, wenn keiner hinguckt – ohne selbstvergessenes Versinken kein kreatives Tun. Mindestens genauso wichtig wie das Hinschauen, ist also das Loslassen. Jeden Tag treffen wir selbstgeführt Entscheidungen – im Sinne der Gemeinschaft und im Sinne unserer Unabhängigkeit. Die beste Voraussetzung für ein unbeirrtes Steuern durch bekanntes wie unentdecktes Terrain ist vielleicht eine Mischung aus angepasstem Eigensinn und vielperspektivischer Empathie gepaart mit agiler Beständigkeit. Wie schon gesagt: Weniger komplex wird es leider nicht.
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»3 Fragen an …«
Um uns herum gibt es viele spannende Menschen! Und diese möchten wir dir gerne vorstellen. Unter dem Motto »Drei Fragen an…« sammeln wir darum jeden Monat inspirierende Gedanken, spannende Geschichten und lustige Einblicke.
Wir stellen vor – Stephanie Ruschke
Wenn nichts mehr geht, was geht dann noch?
Natur und Beweglichkeit !
Egal, was das Wetter hergibt, wenn ich einmal stecken bleibe, gehe ich raus in die Natur und marschiere durch die Gegend, am liebsten ohne Ziel und Zeit. Schon nach kurzer Zeit erhellt sich meine Stimmung. Dafür muss im Übrigen nicht die Sonne scheinen, ich liebe den Regen.
Bewegung, Bauchatmung, Beweglichkeit, Begegnung (mit mir selbst), Bewusstsein (Hier und Jetzt) und ich fühle mich wieder lebendig und kraftvoll in meiner Mitte.
Wann hast du das letzte Mal etwas zum ersten Mal gemacht?
Ich habe vor 4 Monaten das erste Mal mit einer Spaltaxt in unserem Garten im Alstertal Holz gehakt. Allein diese schwere Axt in Position zu bringen war eine echte Herausforderung. Eine technische Anleitung half mir enorm, mich in die richtige Haltung zu bringen, um so die Chance zu bekommen den großen Holzscheit zu zerkleinern. Es gelang. Ich war nach 30 Minuten glücklich ausgepowered.
Mich im Leben immer wieder in die richtige Haltung zu bringen, geschieht gefühlt immer wieder aufs Neue das erste Mal. Es scheint stets ein bisschen anders.
Was hättest du dir selbst vor 10 Jahren geraten?
- Vom 5ten in den 3ten Gang zu schalten.
- Die sehr hohe Drehzahl Stück für Stück bewusst und wohlwollend runterzufahren.
- Altes Anhaftendes aus der Vergangenheit abzulegen, um so in der Gegenwart achtsam, besonnen und kraftvoll den Augenblick zu genießen
- Auf jedem Fall nie mit dem Kickboxen aufzuhören
- Rückblickend stolz zu sein, auf alles was ich so geschaffen habe.
Über Stephanie Ruschke:
Stephanie ist eine unsere Change Makerinnen und Absolventin der Business Coach Ausbildung. Durch ihre langjährigen Erfahrungen in der Wirtschaft, das Leben in einer bunten Patchworkfamilie, ihrem Interesse an Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen und ihre Neugier, Veränderungen zu begleiten, ist sie ein ganz besonderer, ganzheitlicher Coach, Reiki Meisterin und Meditationsleiterin.
Wenn ihr mehr über Stephanie erfahren wollt, dann schaut doch mal hier: Coaching, Reiki und Meditation mit Stephanie Ruschke (coaching-reiki.de)
Unser Workshopangebot für Führungskräfte – natürlich auch remote!
Die Zeiten haben sich verändert. Naja, das ist fast ein bisschen untertrieben. Eigentlich gibt es so viele Veränderungen, dass die Motivation vor lauter Anders-als-bisher an der einen oder anderen Stelle etwas erlahmt. Und jetzt? Nun, es ist ja nicht alles anders. Noch immer sitzen alle in einem Boot. Und noch immer braucht es das Team als Ganzes, wenn man etwas erreichen will. Mitmacher, Skeptiker, Blockierer – wie lassen sich die unterschiedlichen Persönlichkeiten eines Teams erreichen und motivieren? In unserem Workshop »Als Chef*in Veränderungen ermöglichen« analysieren wir die eigenen Einstellungen, arbeiten an deiner Haltung als Führungsperson und machen den Weg frei zum Change Maker. Auch aus der Ferne.
Mehr Informationen zu dem Workshop »Als Chef*in Veränderungen ermöglichen« findest du hier.
März- »Zwischen Ur-Vertrauen und Speed-Dating« – Vom Zutrauen in ein Bauchgefühl
Die Welt ist keine Pralinenschachtel. Die Welt ist eher ein Supermarkt. Groß, bunt, laut – und vor allem unübersichtlich. Das macht auch unser Leben ziemlich komplex. Was keine neue Erkenntnis, aktuell allerdings mal wieder deutlicher zu spüren ist. Die klare Sortierung in Richtig und Falsch oder Gut und Schlecht wird durch das große Unbekannt ein Drahtseilakt. Fällt, wie jetzt, auch noch der Ausblick auf das Ende der Durststrecke weg, weil kein Mensch tatsächlich weiß, wie sich was entwickeln wird und schon die Planung der kommenden Wochen zur Kaffeesatzleserei wird, dann hilft nur eines: Vertrauen.
Keine Zeit zum Nachdenken
Es ist ein bisschen wie zu Beginn unseres Lebens. Wir kommen auf diese Welt und können im Grunde nichts. Was uns überleben lässt, ist einzig das blinde Vertrauen an das Gute, an die Ehrlichkeit unseres Gegenübers. Soweit, so (hoffentlich) gut. Dann sammeln wir Erfahrungen. Unterschiedliche und grundlegende. Ab da wird es komplizierter.
Mit den Lebensjahren machen wir mehr und mehr Erfahrung. Mit unseren Freunden, mit Lehrkräften, Vorgesetzten, Nachbarn. Unser Vertrauen schenken wir zwar nicht mehr einfach so und blindlings, aber es gilt auch nicht mehr allein dem Bekannten. Das Leben zwingt uns immer öfter auch dem Fremden und Temporären zu vertrauen. Nehmen wir beispielsweise unsere Arbeitswelt: Unser berufliches Umfeld kennzeichnet zunehmende Flexibilisierung. Hinzukommt das Arbeiten in digitaler Form, Virtualisierung von Arbeitsbeziehungen bestimmen unser Miteinander. Agile Arbeitsstrukturen zwingen uns zur Bildung vorübergehender, sich ad-hoc zusammenfindender Teams. Vertrauen aufbauen? Dafür ist hier keine Zeit. Vertrauen ist vielmehr die notwendige Voraussetzung für gelingendes Arbeiten. »swift trust« nennt sich dieses eilig erforderliche Ja-sagen zum Kollegen – Nachhaltigkeit und Tragfähigkeit: irrelevant.
Das Bauchgefühl entscheidet
Ein Hexenwerk ist das freilich nicht. Der Mensch, so zeigen Studien, entscheidet nach etwa zwanzig Sekunden, ob er seinem Gegenüber vertraut. Ein Bauchgefühl – nicht mehr. Und kein bisschen weniger. Denn dieses Gefühl, unsere innere Stimme, unsere Fähigkeit zur Empathie ist ein wichtiger Lotse, wenn es um Entscheidungen geht. Und Vertrauen schenken ist eine Entscheidung. Klar, vertan haben wir uns alle schon mal. Die neue Freundin hat uns betrogen, der Kollege ein Geheimnis ausgetratscht. Und trotzdem. Wir tun es immer wieder. Wir vertrauen, weil wir müssen. Weil wir Nähe brauchen, damit wir uns aufgehoben fühlen und Energie tanken können. Und Vertrauen ist die Voraussetzung für Nähe. Zwischenmenschlicher Kitt sozusagen.
Und das geht so zack, zack, in Sekunden? Nun ja, nein. Es geht im Sprint, wenn es muss. Aber wenn uns eine Beziehung durch die Jahre tragen soll, ein Leben lang halten soll, dann muss Vertrauen wachsen. Dann erfordert es Aufrichtigkeit. Und Zeit. Wenn wir uns genügend Zeit lassen, wird aus Vertrauen sogar irgendwann Vertrautheit.
Für die Pralinenschachtel mit Risiko
Zeit aber hilft nicht immer. Wenn alles ein großes unsicheres Durcheinander zu sein scheint, dann fehlt uns plötzlich das Leitsystem und wir müssen ohne die uns bekannten Parameter entscheiden, wem oder in was wir vertrauen. Und das geht auch. Wir ziehen dann nämlich einfach unseren Sichtkreis auf ein bewertbares Maß zusammen, vermindern so die Komplexität und gewinnen das Gefühl, die Situation unter Kontrolle zu haben. Sicher aufgehoben im vertrauten Rahmen schauen wir einfach auf die Menschen um uns herum. Was tun sie? Welche Lösungen verfolgen sie in dieser Situation? Wir sammeln Handlungsoptionen, vergleichen, wägen ab – und dann handeln wir. Ganz im Vertrauen – frei nach dem Motto: Ich weiß zwar nicht so hundertprozentig, ob es richtig ist, aber ich tue es einfach und setze darauf, dass es funktionieren wird. In dem Fall bedeutet Vertrauen durchaus ein Risiko, weil es bestimmte Gefahren im Moment der Entscheidung einfach ausblendet. Positiv formuliert bedeutet es aber auch: Wenn ich mir nicht über alles den Kopf zerbreche, wird das Leben einfacher.
Womit die Welt dann doch wieder zur kleinen feinen Pralinenschachtel wird. Und das ist ganz wunderbar so. Denn damit erscheint sie uns nicht nur verlockender, sondern auch handhabbar. Und wenn wir in uns und unser Tun vertrauen können, unserem Bauchgefühl folgen und andersherum auch daran glauben, dass das Leben gut für uns sorgen wird, dann wiederum lässt sich prima in die Zukunft denken. Und in Lösungen. Und in Möglichkeiten. Denn wenn wir vertrauen, mag das Leben zwar ein Drahtseilakt sein. Aber dafür haben wir es in der Hand.
Spannende Begegnungen im Netzwerk
»3 Fragen an …«
Um uns herum gibt es viele spannende Menschen! Und diese möchten wir dir gerne vorstellen. Unter dem Motto »Drei Fragen an…« sammeln wir darum jeden Monat inspirierende Gedanken, spannende Geschichten und lustige Einblicke.
Wir stellen vor – Stephan Knüppel
Wenn nichts mehr geht, was geht dann noch?
Der Glaube das was geht. Wenn ein U-Boot ganz unten angekommen ist und auf dem Grund liegt kann es nur noch nach oben gehen. Bettina anrufen :0)
Wann hast du das letzte Mal etwas zum ersten Mal gemacht?
Vor 2 Monaten, Schneeschuhwandern in den Bergen, der Hammer…
Was hättest du dir selbst vor 10 Jahren geraten?
Hören mehr auf dein Inneres und triff alle Entscheidungen aus dir selbst heraus. Höre auf den Rat von anderen aber triff deinen eigenen Entscheidungen – auch wenn diese andere sind, als dir geraten wird.
Über Stephan Knüppel:
Stephan Knüppel – ihr kennt ihn gegebenenfalls schon aus der Februar Folge unseres Podcasts „Gedankenspaziergang“ – ist Hamburger Unternehmer und Gründer des nachhaltigen Modelabels „Elkline“. Außerdem ist er einer unserer engagierten ChangeMaker und hat sowohl die Business Coach Ausbildung als auch das Familiencoaching bei der BCA Business Coaching Akademie absolviert.
Du hast die Podcast Folge „Zwischen Selbstüberschätzung und Schwächeanfall“ mit Stephan zum Thema „Stärken finden und Ressourcen einsetzen“ verpasst? Dann klick doch mal hier.
Februar – »Zwischen Selbstüberschätzung und Schwächeanfall« – Vom Stärken und Starksein
Manche Menschen laufen wie aufgezogen durchs Leben. Sie schaffen alles, gehen über jede Grenze, vor allem ihre eigene, haben Erfolg, engagieren sich als gäbs kein morgen und schon gar keinen Feierabend – und alles ist bestens. So geht die Geschichte. Bis sie umfallen. Dann geht nichts mehr. Bei den einen kommt es schleichend, bei den anderen passiert es mit einem Paukenschlag. Bitte, das ist nur ein Beispiel. Soweit nämlich muss es nicht kommen. Aber, und da wollen wir mit dieser kleinen Vorrede hin: Es ist nie zu früh, nach den eigenen Stärken Ausschau zu halten, sich hilfreicher Ressourcen bewusst zu werden, um dann beides im richtigen Moment gezielt und nachhaltig einsetzen zu können. Damit die Geschichte eine vielleicht andere wird.
Auf zur Expedition im Heldenoutfit
Stärken entdecken, Ressourcen einsetzen? Klingt nach waghalsiger Expedition. Also Fernglas raus, Taschenlampe an und auf zum abenteuerlichen Durchkämmen längst vergessener Kapitel der eigenen Biographie? Waten durch sumpfige Untiefen am Rande seelischer Steilklippen? Auch wenn die eine oder der andere die Ärmel schon hochgerollt und die Raketenstiefel bereitgestellt hat: Nein. Es geht nicht um Situationen, in denen Herausforderungen das Tragen eines Heldenoutfits notwendig machen. Es geht schlicht und einfach um den schnöden Alltag. Um das morgendlich schwungvolle Aufstehen, das aktive Gestalten und effektive Strukturieren des Tages, um das Gerechtwerden der Anforderungen in Beruf und Familie, den leichtfüßigen Rollenwechsel von hier nach da und, nicht zu vergessen, das sensible Wahrnehmen der eigenen Bedürfnisse, Grenzen und Möglichkeiten zwischen den Zeilen der umfangreichen To-do-Listen. Mhm, jetzt klingt es irgendwie doch nach Heldenprofil.
Mit der Lupe durchs biographische Unterholz
Okay, schauen wir unsere vorhandenen Superkräfte mal genauer an. Über welche Ressourcen verfügen wir? Welche Stärken machen uns stark? Na, wunderbar. Da verenden die Antworten ja gleich hinter dem Fragezeichen. Wenn wir das nämlich immer so genau wüssten, ließe sich der Sport Modus ohne Unterlass durchhalten und die verzweifelte Suche nach dem Superwoman-Kostüm würde sich erübrigen! Nun, glücklicherweise liegt eine Menge zwischen Selbstüberschätzung und Schwächeanfall. Denn wenn wir unsere Ressourcen und Stärken auch nicht immer klar formulieren können, sie sind in jedem Fall da. Manchmal gut versteckt im biographischen Unterholz. Dann übersehen wir sie einfach, weil sie uns wie selbstverständlich durch die kleinen und größeren Stürme unseres Lebens tragen. Ein bisschen wie Radfahren: gelernt ist gelernt.
Stärken entstehen beim Erzählen
Aber was, wenn die routiniert angewandten Lösungsstrategien nicht zum gewünschten Ziel führen? Wenn die Kraft nicht mehr ausreicht, um die immer gleichen Kämpfe zu kämpfen? Wenn alles durcheinandergerät oder der Berg zum Gebirge wird? Dann ist es hilfreich zu wissen, welche Superkräfte wir aus dem Ärmel ziehen können. Eine Möglichkeit, um in Situationen des »Das-mussanders « einen Überblick über unsere Stärken und Ressourcen zu gewinnen, ist unsere Fähigkeit des Erzählens. Mit ihrer Hilfe können wir nicht nur unsere eigene Geschichte beeinflussen, wir können vor allem verschiedene Perspektiven auf das Geschehen ausprobieren – und so unser Erleben verändern. Wann stand ich schon mal vor einer solchen Herausforderung? Was hat mir geholfen? Was hat mir Kraft gegeben? Mit der Lupe durchs biographische Unterholz. Dort findet sich vieles, was durch ein neuerliches Nacherzählen wertvolle Ressourcen offenbart und unerkannte Stärken zutage fördert. Scheitern, Fehler, Sackgassen, all das lässt sich auch anders erzählen – und damit anders betrachten und für bisher unbekannte Situationen oder jene, in denen die immerwährenden Strategien versagen, aktiv nutzen. Bereichernde Begegnung statt kräftezehrender Konflikt, lehrreiche Kommunikation statt unerreichtes Gegenüber, kreative Lösung statt ignorierte Vereinbarung – wir haben die Erzählung in der Hand. Was für eine Stärke!
Spannende Begegnungen im Netzwerk
»3 Fragen an …«
Um uns herum gibt es viele spannende Menschen! Und diese möchten wir dir gerne vorstellen. Unter dem Motto »Drei Fragen an…« sammeln wir darum jeden Monat inspirierende Gedanken, spannende Geschichten und lustige Einblicke.
Wir stellen vor – Kim Gatermann
Wenn nichts mehr geht, was geht dann noch?
Einen großen Schritt zurück gehen und die Gesamtsituation von Außen betrachten, um möglichst leicht in den Lösungsmodus umzustellen. Sehr gut hilft mir in solchen Zeiten auch die Möglichkeit, mich etwas zurückzuziehen und Zeit für mich zu nutzen, um die innere und äußere Balance wieder herzustellen und dann auch im Gleichgewicht zu bleiben.
Wann hast du das letzte Mal etwas zum ersten Mal gemacht?
Vor ein paar Wochen habe ich zum ersten Mal Struktur auf Leinwand gemalt. Generell habe ich auch das Thema Bewegung so in den Alltag integriert, dass ich so gut wie möglich alles mittlerweile zu Fuß erledige und das Auto weitesgehend zu Hause bleibt.
Was hättest du dir selbst vor 10 Jahren geraten?
ertraue darauf, dass du dahin kommst, wo du hin möchtest und was gleichzeitig passend für dich ist. Du brauchst noch nicht wissen, wie es dir gelingt, es reicht, das Vertrauen darin zu haben, dass es in 10 Jahren so sein wird, wie du es dir vorgestellt hast. Den Weg dorthin findest du dann ganz automatisch – oder er dich :-).
Über Kim Gatermann:
Der ein oder andere Leser kennt mich vielleicht durch meine Zeit als Project Managerin bei der BCA Business Coaching Akademie. Seit 1 ½ Jahren begleite ich als Kinder- und Jugendcoach Heranwachsende in individuellen Entwicklungsprozessen und Herausforderungen im Alltag, um selbstbewusst und vertrauensvoll ihren ganz eigenen, für sie passenden Weg zu gehen und sich nach eigenen Wünschen selbstbestimmt auszurichten.
Mehr über Kim erfahrt ihr hier auf ihrer Website.
»Orientieren und Ausrichten – Das wird dein Jahr 2021«
Wo bin ich gerade? Was umgibt mich hier und jetzt? Und wie soll es sein, wohin ichwill? In unserem Workshop: »Orientieren und Ausrichten – Das wird dein Jahr 2021« unterstützen wir dich dabei, das Jetzt in den Blick zu nehmen und deine Wünsche für Kommendes zu formulieren. Denn wenn du deine Wünsche kennst, kannst du deine Ziele formulieren – und sie alle erreichen.
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